Die Yagas - eine Hexendynastie

 

erzählt von Cynthia Yaga

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun muss ich doch auch einmal meine Sicht der Dinge einbringen. Nicht, dass ich Baba Jelena nicht leiden könnte, nein, wir schätzen uns durchaus.

 

 

Aber mitunter hasse ich ihre bornierte Boshaftigkeit. Und immer meint sie zu wissen, was gut für uns alle ist. Lange genug, habe ich mir mein Leben von ihr vorschreiben lassen, aber jetzt bin ich Mutter und trage eigene Verantwortung für mein Kind. Und ich bin nun einmal der Ansicht, dass es ein Recht hat, seinen Vater kennenzulernen, wie seltsam auch immer die Umstände der Zeugung waren.

Aranka kann nun schon laufen und ich bin nicht mehr so vollständig auf Baba Jelenas Unterstützung angewiesen. Also werde ich mich heute auf den Weg zum Haus der Sorcerers machen - mit Aranka!! Und dann werden wir ja sehen ...

 

Es ist nicht so, dass Simon nichts von Arankas Existenz wüsste, ich habe entgegen Babas strikter Anweisung immer mal wieder mit ihm telefoniert.

 

Aber er ist halt auch nicht so der unkomplizerte Typ. Dennoch haben wir uns mehrfach heimlich - d.h. ohne dass Baba davon wusste - getroffen:

 

 

Simons Vater - Solomon Sorcerer - hat sowieso nichts dagegen. Ihm ist nur wichtig, dass wir keinen Kontakt zu seinem Gegenspieler Sordidus haben.

 

 

Schwierig ist da schon eher Simons seltsamer Charakter. Mal ist er überschwänglich und mal total kratzbürstig.

 

 

Das war nicht immer ganz einfach, aber es gab auch die schönen Momente.

 

Jedenfalls bin ich jetzt fest entschlossen, Aranka ihrem Vater und Großvater vorzustellen. Wenn sie einmal unsere große Familientradition fortsetzen soll, dann muss sie doch auch ihre Wurzeln kennen, zumal Solomon ein ganz und gar außergewöhnlicher Magier ist, wie ich feststellen konnte.

 

Einmal habe ich mich sehr angeregt mit Solomon unterhalten und glaubte, eine Menge freundliches Entgegenkommen bei ihm zu spüren. Jedenfalls hat er mir daraufhin seine jüngste Errungenschaft gezeigt: den Kristallbaum - er ist höchst verwunderlich und von grandioser Kraft und Schönheit!

 

Wie sollte Aranka nicht stolz sein auf solche Vorfahren?

Er ließ mich sogar selber davon kosten und ich spürte, wie eine mächtige Welle von Kraft und Erleuchtung durch meinen Körper lief.

 

 

Also habe ich mich eines Tages, als Baba gerade ihre Ernte in der Stadt verkaufte, mit Aranka hierher begeben.

 

Simon ist zwar noch sehr ungeschickt im Umgang mit ihr, aber er hatte doch seine helle Freude an dem Kind.

 

Und auch er hat seine großartigen Fähigkeiten als Astronom und Sterndeuter - ich glaube, dass er auf diesem Gebiet Fantastisches leistet. Da sehe ich für Aranka noch viele positive Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Warum sollte sie denn nicht auch die Künste und Fähigkeiten von Vater und Großvater erlernen?

 

Diese verbiestert feministische Sicht, die Baba Jelena immer predigt, muss ja nicht die einzig richtige sein. Sie hat mich absolut männerfeindlich erzogen. (Meine Eltern habe ich ja - wegen ihres Unfalls als ich 6 Monate alt war - leider gar nicht kennengelernt, weshalb ich über deren Standpunkt auch nichts weiß.)

Doch durch Simon - vielleicht gerade, weil er eher unbeholfen und gar nicht fordernd auftritt, habe ich einen neuen Bezug zum männlichen Pol gespürt - daran scheint mir nichts Falsches zu sein ...

 

Ich möchte dem noch weiterhin nachspüren - nicht, dass ich jetzt täglich mit Simon zusammen leben möchte, das wäre mir zu anstrengend, aber hie und da ein Treffen ist doch wunderschön und sehr anregnd in vielerlei Hinsicht ...

Jedenfalls haben wir uns dann in der Nacht im Dunkeln nach Hause geschlichen - in der Hoffnung Baba Jelena nicht zu begegnen.

 

Der erste Besuch mit Aranka bei den Sorcerers ging auch erst einmal gut. Vielleicht finde ich ja eine ruhige Minute, um Baba Jelena meine neuen Gedanken zu unterbreiten ...? Obwohl ich nicht viel Hoffnung habe, sie umzustimmen. Sie hat mir ja strikt jeden Kontakt zu den Sorcerers verboten, und sie betrachtet Aranka schon nahezu als ihr eigenes Kind! Das werde ich aber nicht zulassen - da bin ich mir inzwischen absolut sicher - und ich kann auch stur sein!

 

Inzwischen sind wir immer öfter drüben zu Besuch - soll Baba Jelena doch toben! Ich hatte sogar die Ehre ins Musikzimmer eingelassen zu werden. Das ist so etwas wie Solomons Heiligtum. Hier pflegt er das Andenken an seine geliebte Shaina, die sehr musikalisch war, aber leider früh verstorben ist.

 

Er hat ihr hier beinahe so etwas wie einen Altar errichtet:

 

Nur manche Gäste lässt er hier ein, und ich bin mir dieser Ehre wohl bewusst!

 

Ganz rührend finde ich, dass er für Aranka sogar ein altes Spielzeug aus dem Familienbesitz hervorgekramt hat.

 

 

 

Ich finde, ihr bekommt der Kontakt zu Vater und Großvarer gut, denn sie entwickelt sich prächtig. 

 

Sie hat inzscwischen schon ganz viel gelernt:

Sie kann jetzt laufen ... und alleine aufs Töpfchen gehen ... und das Sprechen hat Baba Jelena ihr beigebracht! (Solche Kinderzaubersprüche wie „Lirum, larum, Lummerich, gleich wird Dir richtig schummerich!“ oder „Bärenpups und Mäusekeckern, niemals sollst Du wieder meckern.)  

 

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Ich bin ganz stolz und glücklich und zufrieden! Ja - doch! Man muss sich nur entschieden durchsetzen!

 

Oh - die Zeit ist irgendwie im Flug vergangen. Seit der neue Alchemieladen in Dunkelhain eröffnet hat, haben wir uns ganz aufs Studium der Alchemie verlegt, sammeln besondere Pilzarten, besondere Zutaten - die es im Garten des Ladens zum Selberpflücken gibt! - und studieren in jeder freien Minute neue Rezepte.

 

Ich glaube, jetzt habe ich endlich gefunden, was meine Bestimmung ist: die Alchemie - neben dem Schreiben natürlich!

 

Da ist uns kaum aufgefallen, dass bald schon Arankas großer Geburtstag ist. Aber nun haben wir alles sehr schön vorbereitet. Ich möchte die Feier auch gerne zur Versöhnung mit Baba Jelena nutzen. Sie ist auch nicht mehr so ganz jung und frisch, und warum sollte man sich sein Leben mit Streit vergällen? Ich hab schon mal einen köstlichen Nektar herausgesucht zur Feier des Tages. Da kann Baba Jelena sicher nicht nein sagen. und wie man sieht, gießt sie gleich mal tüchtig ein!

 

Sie hat sich so richtig chic gemacht. Und auch wir beide haben uns hergerichtet für das Ereignis:

 

Und nun ... die Spannung steigt! Wir sind ja so gespannt, wie unser Herzchen sich als Schulkind machen wird. Aranka weiß gar nicht so recht, wie ihr geschieht ...

 

Tadadata! Hier ist sie:

 

 

Hübsch nicht gerade, aber charaktervoll. Ja - sie soll die Dynastie fortführen, dafür geben wir alles! Man sieht auch das Erbe des Vaters - nicht nur an der Hautfarbe, auch in den Gesichtszügen.

Nachher gehen wir gleich Vater und Großvater besuchen. Mal sehen, ob Baba Jelena mitkommen mag? Ich bin jedenfalls sicher, dass die beiden Herren entzückt sein werden. Und dann muss auch das drängendste Problem besprochen werden: öffentliche Schule oder Internat oder Privaterziehung?

 

Nach dem Familientreffen steht fest: Aranka ist noch zu jung fürs Internat. Sie soll halt ganz normal zur Schule gehen, solange sie dort etwas lernen kann. Zu Hause wird sie von uns allen so gut gefördert, wie nur möglich. Deshalb habe ich mich auch entschlossen, ihr die Düster-Bibliothek zu zeigen:

 

Und Aranka kann nur staunen: So eine große Abteilung nur für Kinder - und sogar mit Spielzeug! Das findet sie ganz großartig. Allerdings fühlt sie sich - ganz wie es ihrer überaus ernsthaften Art entspricht - mehr zu den Büchern hingezogen. Ich glaube, von nun an, werden wir öfter hierher kommen.

 

Das Besondere an der hiesigen Bibliothek ist, dass hier auch das Antike Gewölbe untergebracht ist, wo junge Hexen und Zauberer sowie andere magische Gestalten sich fortbilden können.

Zufällig findet gerade ein Trivialquiz für Kinder statt. Diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Während Aranka an dem Quiz teilnimmt, warten wir draußen im stimmungsvollen Innenhof.

 

Und wer sagt es, Aranka ist die Allergrößte. Sie ist Erste geworden beim Quiz und hat 2000 Simoleons gewonnen. Wir sind alle mächtig stolz!