TWINBROOK STORIES

Jonathan Darer – der wahnsinnige Erfinder

erzählt von Jonathan

 

 

Darf ich mich vorstellen?

 

Ich bin Jonathan, Erfinder von Beruf. Und dazu gehören wohl einige besondere Eigenschaften – das ist jedenfalls das, was meine Mutter selig immer sagte. („Kind, Kind – was soll aus einem wahnsinnigen, neurotischen, kleptomanischen, aber geschickten Trampeltier nur einmal werden als ein nichtsnutziger Erfinder von unnötigem Krimskrams oder aber …“ – noch schlimmer in ihren Augen! – „… ein Künstler von Gottes Gnaden, der nicht einmal eine Familie ernähren kann!“) Und so war mein Lebensweg vorgezeichnet: Erfinder mit Bildhauerambitionen als Hobby.

 

Meine Mutter aber durfte das gar nicht mehr erleben: Habe ich doch ganz aus Versehen bei einem meiner ersten Experimente das ganze Haus abgefackelt – samt Mutter!

 

Das sind die traurigen Überreste!

 

Da ich ja kaum Geld und auch nur wenige Ansprüche habe, bin ich ganz einfach in die Scheune neben den rauchenden Ruinen gezogen. Mir reicht das, solange ich genug Platz für meine Geräte habe.

 

 

Inzwischen habe ich mich auch schon ein bisschen eingerichtet. Ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack – aber mir gefällt’s!

 

Es gibt ja überhaupt viele Leute, die mich und meine Verhaltensweisen seltsam finden. Soll ich mich an denen stören?

 

Gerade hat sich doch schon wieder ein Unfall ereignet! Mann – bin ich fertig! Da brauch ich erstmal einen starken Drink!!! Ich glaube, ich bin nur knapp dem Tod entronnen?!

 

Danach schleiche ich betrübt ins Bett und noch im Traum verfolgt mich der Gedanke: „Wirst du je wieder aussehen wie ein Mensch und Chancen haben eine Frau zu finden?“

 

 

Und weiter: „Ob wohl die Kerze an allem schuld war? …

 

… Ich hätte sie wohl nicht an die Gasflasche halten sollen? Oder …? Wie war das eigentlich damals, als das Haus abbrannte … na das war doch, als ich das Benzin auf dem Herd erhitzte … seltsam, dass immer alles explodiert!“

Doch ich muss tapfer in die Zukunft schauen. Wenn ich etwas wirklich Großartiges erfinden will, darf ich mich nicht von Kleinigkeiten vom Weg abbringen lassen

Am nächsten Morgen bin ich wieder gelassener: Mein Aussehen hat sich über Nacht doch stark gebessert. Der Rest lässt sich wohl durch gründliches Waschen beseitigen – oh was bin ich froh! Wieder einmal glimpflich davongekommen.

 

So und jetzt ab auf den Schrottplatz, ich brauch Material zum Experimentieren.

Hier bin ich in meinem Element und vielleicht kann ich hier auch einmal eine kontrollierte Explosion auslösen? … Ich glaube, das mach ich aber besser im Freien! (Obwohl es mir an Mut nicht fehlt – wie könnte ich sonst auch ständig experimentieren?

 

Bei der Suche nach einem geeigneten Objekt zum Sprengen, stoße ich unvermittelt auf diese junge Frau. Ich ermahne sie erstmal zur Vorsicht und so kommen wir ins Gespräch.

 

Sie will aber gar nicht einsehen, dass sie so schnell wie möglich weglaufen soll. Dabei meine ich es doch nur gut. Sie gefällt mir nämlich sehr und sie soll keinen Schaden nehmen.

 

Ich fürchte, jetzt habe ich etwas ganz und gar falsch gemacht! Fragt sich nur: was???

Ich möchte sie in die Arme schließen, sie gefällt mir ja so sehr. So frage ich schlicht: „Möchten Sie vielleicht Kinder mit mir haben?“

 

Oh je – da war wohl alles falsch. (Aber was hätte ich sie sonst fragen können? Ich suche doch eine Frau zum Heiraten.)

Ach verdammt, Mutter hat einfach vergessen mir rechtzeitig etwas über Frauen beizubringen und dabei wusste sie doch, dass ich ein Trampeltier bin (aber lustig!).

Ich weiß nicht die wievielte Abfuhr das ist, ich werde wohl nie eine Familie haben! Seufz!

Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf, ich muss etwas tun. Schließlich bin ich berühmt dafür, ein hartnäckiger Sturkopf zu sein und nichts für unmöglich zu halten.

 

Was soll’s: Ich versuche mein Glück noch einmal und rufe sie einfach an.

 

„Hey Baby – wollen wir nicht doch einfach heiraten?“

 

Leider sagt sie mir daraufhin ein paar sehr, sehr unschöne Dinge, von denen mir nur noch solche Erinnerungsfetzen bleiben wie „kompletter Schwachkopf“ – „wahnsinnig gewordener Idiot“ – „wohl bescheuert, was?“ – „Du gehörst ja in die Anstalt!“ …

So gemein können nur Frauen sein! Da bin ich mir ganz sicher!

Glücklicherweise kommt gerade Eddie vorbei. Also besinne ich mich auf meine Männerfreundschaft mit Eddie und klage ihm mein Leid.

Ich bin ja so froh, dass er mich wieder einmal besucht – jetzt, wo ich so am Ende bin.

 



Schließlich plagen mich nicht nur die gewöhnlichen Sorgen eines Neurotikers, sondern auch ein intensiver Kinderwunsch, der durch dieses Gefühl der Verlorenheit verursacht wird. (Ich bin doch ganz allein auf dieser Welt – schluchz!)

 

Eddie – ganz Pragmatiker – schlägt mir vor einfach mal was Gescheites zum Essen zu machen, Pfannkuchen zum Beispiel, denn die machen glücklich! (behauptet er jedenfalls)

Ich bin mehr für Nudeln – die kann ich besser!

Dachte ich jedenfalls bis zu diesem Augenblick:

 

Zwar konnte ich das Feuer löschen, aber ich habe so die Nase voll. Ich will nicht mehr, ich sprenge jetzt den verflixten Herd in die Luft!

 

Im selben Moment kommt die Feuerwehr angerast, kann aber die Explosion nicht mehr verhindern. Die gute Frau kann nur noch blitzschnell in Deckung gehen.

 

Aber sie wird dennoch voll erwischt!

 

Aber sie wird dennoch voll erwischt!

 

Was ich dann zu hören bekomme, lässt sich hier nicht wiedergeben.

In wilder Flucht verlässt sie das Haus und ich steh mal wieder da mit dem ganzen Dreck!

 

Und das ist wohl mein Normalzustand!

 



Ich muss unbedingt Vorkehrungen treffen, dass nicht wieder etwas passiert. Beim Herd ist jetzt der Feuerlöscher jederzeit greifbar …

 

… und bei der Arbeit habe ich umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen …

 

Ich bin richtig stolz auf mich!

 

 

Heute habe ich mir mal das Grundstück von außen angeschaut. Ich habe das Gefühl, alles wird allmählich grüner und ein Frühjahrsputz könnte nichts schaden. Schließlich hab ich es gerne ordentlich!

Und dann steht da noch der Grabstein meiner Mutter rum. Die brauchte ja vielleicht doch ein anständiges Grab! Muss mal überlegen, was sich tun lässt.

 

Die Zusammenstösse mit meiner Mutter regen mich doch immer wieder schrecklich auf:

 

 

„Wo soll ich denn hin mit dir – hä? Und überhaupt hättest du besser aufpassen können!“

Nachdem ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, habe ich dann etwas Gerät besorgt:

 

 

Noch ein letztes Erinnerungsfoto an mein Elternhaus …

 

… und dann mache ich mich ernsthaft ans Werk. Weg mit den alten Fundamenten und den toten Bäumen! Ein bisschen das Gelände begradigen und dann begrünen lassen.

 

Wenige Tage später sieht alles ordentlich aus:

 

Ich habe ihr meine schönsten Kunstwerke gestiftet. Was will sie mehr?

 

 

Schön so! Ich werde den Teich wohl zum Angeln nutzen.