Wilma Blomquist entdeckt Smaskargard, Teil 4



Tag 11


Was mache ich heute? Erst einmal gehe ich zur Arbeit in den Salon. Vielleicht ergibt sich da ja etwas ...

Und tatsächlich erscheint hier der neue Bewerber fürs Bürgermeistersmt: Edvin Engström. 

Man hat schon einiges von ihm gehört, erzählt mir später die Chefin. Er ist jedenfalls im Stadtrat und scheint recht ehrgeizig. Reich ist er obendrein. Und er soll die chicste Villa in der Stadt besitzen, in der er seine berühmt-berüchtigten Partys schmeißt. 

Den darf ich natürlich nicht bedienen. Aber dabei sein darf ich schon. Erik Erikson scharwenzelt um ihn herum. Das kann er wie kein anderer, das muss man ihm lassen.



Die Mittagspause verbringe ich im Café nebenan. Da treffe ich doch tatsächlich auf Rosa Rosenröd - wie schön! 

Rosa schwärmt von ihrer neuen Arbeitsstelle bei der Feuerwehr und ihren netten Kollegen. Und ich berichte strahlend, dass ich einen Job im Salon ergattert habe.

Ich nutze die Gelegenheit, um mal nach ihrer Beziehung zu Liska Holm zu fragen. Es stellt sich heraus, dass Liska eine alte Schulfreundin von ihr ist, die sie in den letzten Jahren aus den Augen verloren hat. Ich meine, es wäre doch eine schöne Idee, sie zu unserem geplanten Damentreff einzuladen (nicht ohne Hintergedanken natürlich!) Und tatsächlich will Rosa demnächst eine kleine Einweihungsparty feiern.

Vielleicht gelingt es mir ja doch noch, eine gute Informationsquelle aufzutun?



Nach der Arbeit - draußen ist es schon fast ganz dunkel - will ich mal im Kommissionslager vorbeischauen. Ich brauche dringend mehr Klamotten. Die Sachen von ‘Elle&Belle’ kann ich mir nicht leisten.

Ich schau mich mal ein bisschen um, es gibt ja alles Mögliche. Am wichtigsten ist wohl ein warmer Pullover. Wie wär’s mit dem? Ja - den nehm ich! 

Ist ja unglaublich, was es hier alles zu kaufen gibt. Da kann ich nur staunen.

 

Als ich zur Kasse gehen will, bleibt mir vor Überraschung der Mund offen stehen:

 

Was ist das? Die Oma ist wohl im falschen Laden gelandet, das Fitnessstudio ist doch nebenan ...

Die Olle kommt auf mich zu und quatscht mich an:

Ich will ja nicht unhöflich sein. Also höre ich geduldig zu. Sie faselt irgend etwas von Katzen, Verschwörung und Weltuntergang. Hm? Tja ... ähh ... was sag ich da? Schwierig!

Das Schlimmste ist, dass sie sich immer mehr in Rage redet. Ich steh dem ziemlich hilflos gegenüber, muss ich sagen.

Sie rennt dann jedoch ganz plötzlich davon. Verwirrt, aber erleichert gehe ich endlich zur Kasse. Dort erfahre ich, dass das mal wieder einer der üblichen Auftritte der sogenannten ‘Katzenlady’ war. Tyra Katt ist in ganz Smaskargard dafür bekannt, dass sie - immer auf der Suche nach verschwundenen Katzen - überall aufkreuzt, irgend jemanden zulabert, sich schrecklich aufregt und dann wieder unvermittelt verschwindet. Man hat sich hier schon damit arrangiert.

Aber nun bin ich neugierig geworden. Tyra Katt ist die Einzige in meiner Straße, die ich noch nicht besucht habe. Das werde ich gleich morgen früh nachholen!

Und jetzt gönne ich mir einen ruhigen Abend - oder geh ich noch kurz nach nebenan in die Karaokebar? Ich bin ja schon neugierig, wer sich da wohl rumtreibt ...

 

 

Tag 12

 

 

Ich bin gestern dann doch gleich nach Hause gegangen. Aber heute Morgen werde ich noch vor der Arbeit mal zur alten Katt rübergehen. Möchte doch mal wissen, wie die haust.

 

Immerhin werde ich bereitwillig eingelassen und Tyra Katt bietet mir sogar Kaffee und Geleebrote an!

Was ich so sehe, während ich mich leicht irritiert umschaue, ist allerdings das blanke Chaos. Na - da scheinen die Schlodders ja nicht die einzigen Schlamper am Ort zu sein.

Neben jeder Menge Katzen gibt es auch Terrarien mit Schlangen. Boah!

Beim Kaffee wird Tyra recht gesprächig:

Sie erzählt mir, dass sie freiberufliche Schriftstellerin ist und dass sie schon immer allerlei Getier und Mineralien gesammelt hat. Das klingt soweit durchaus vernünftig und ernstzunehmen. 

Nur als das Gespräch dann auf ihre Katzen kommt, wird sie zunehmend aufgeregter. Ich begreife, dass ihr ganz offensichtlich in den letzten Monaten einige ihrer Katzen abhanden gekommen sind. Sie habe sie in der ganzen Stadt gesucht, aber nicht wieder gefunden. Das sei doch sehr merkwürdig. Keiner habe sie gesehen. deshalb hege sie den Verdacht, dass der unangenehme Kerl gegenüber - also der Gärtner Olsson - sie auf dem Gewissen hat. ‘Das ist ein richtiger KatzenHasser!!!’ Da mag sie ja durchaus Recht haben, denke ich mir.

Und dann rastet sie leider wieder komplett aus:

Sie trommelt auf den Tisch und stammelt lauter seltsames Zeug: ‘blöder Gärtner ärgert mich ... muss Detektiv spielen - muss Leute fragen ... Bürgermeister tot, Katzen verschwunden - oje, oje ... muss suchen, muss aufpassen ... böse Mächte - ja ich spüre es - das Böse lauert ... mein Kopf tut weh, mein Herz tut weh ... wieder eine Katze weg ... Streuner, die greif ich mir ... muss sie retten ... aber kein Platz ... böse Geister oder böse Menschen? ... Angst, ich habe solche Angst ... Ebba, Casper, Noah, Alva, Viggo, Freija - wo seid ihr? seid ihr noch alle da? ... miez, miez ... alles weg, tot, verschwunden ...’ - Schreck lass nach! 

 

Und ganz plötzlich steht sie ruhig auf und verschwindet nach oben. Nach dem ersten Schrecken fasse ich mich und schleiche ihr nach:

Da sitzt sie und schreibt in aller Seelenruhe am PC. Mich hat sie offensichtlich komplett vergessen!

Na - da kann ich mich ja auch ein bisschen umsehen.

Noch mehr Schlangen! Und Insekten:

Und ein eigenes Zimmer nur für die Katzen - Wahnsinn!

Und ich finde Bücher, die sie selber geschrieben hat:

‘Die lebende Welt der Weichtiere in Sverige’, ‘Kompendium der Käfer Nordeuropas’, ‘Kompendium der spinnenartigen Tiere’, ‘Systematik der Minerale’ etc. - lauter Sachbücher! Sie scheint eine Menge zu wissen ... Dann aber Titel wie ‘Pflanzengifte und ihre Wirkung’, ‘Anleitung zum Töten’ - hoppla! Aber das bezieht sich ja vielleicht auch nur auf irgendwelche Kriechtiere?

Fast noch interessanter: ‘Wie wird man Detektiv’, ‘Auf den Spuren des Katzenmörders von Sverige’ - das zeigt doch, dass sie sich intensiv auf die Suche gemacht hat! Aber mit Sjöberg hat das nun alles nichts zu tun.

 

 

Ich beschließe die Katzenlady für neurotisch und harmlos verrückt zu halten und verlasse leise das Haus.

 

Jetzt muss ich aber zur Arbeit.

Dort darf ich mal wieder selbständig eine Kundin bedienen - wie schön! Merit Sjöberg sucht ein Kleid für den Abschlussball und bittet darum, dass ich sie berate. Ich fühle mich sehr geschmeichelt.

 

Die Probewoche ist um, und ich dürfte hier sogar weiter arbeiten. Aber ich überlege mir, dass mich das nicht wirklich voranbringt, wenn ich den Fall aufklären möchte. Irgendwie habe ich Blut geleckt und träume von einem Job als Privatdetektivin. Da kommt es mir sehr entgegen, dass Rosa Rosenröd morgen ihre Einweihungsparty veranstalten will, zu der einige Frauen aus der Nachbarschaft und - was mir besonders wichtig ist! - Liska Holm, die Ermittlerin, eingeladen sind. Mit Liska will ich mich gründlich unterhalten.

Heute Abend habe ich nichts weiter vor, außer zu Hause zu entspannen. Von Thorben habe ich seit unserem Streit nichts mehr gehört, und ich denke, das ist auch am besten so für meinen Seelenfrieden. Ich sollte wirklich lieber mal ein bisschen Keyboard üben.

Aber dann kommt alles ganz anders: Als ich nach Hause komme, stehtThorben frierend im Schneeregen vor der Haustür. Und rote Rosen hat er auch mitgebracht.

Wie kann man bei einem solchen Blick nicht schwach werden? Natürlich ist es mal wieder um mich geschehen.

Den Rest kann man sich ja denken. Seufz!

 

 

Tag 13

 

Jedenfalls hab ich ihn gleich nach dem Frühstück rausgeschmissen! Schließlich hab ich noch einiges vor!

Bloß guckte er so bedröppelt, dass ich fast Mitleid mit ihm bekommen habe. 

Aber nichts da - er muss jetzt gehen.

Ich bin doch heute zur Einweihungsparty bei Rosa Rosenröd eingeladen - und ich habe Wichtiges vor!

Rosa hat nur ein paar Frauen aus der Nachbarschaft eingeladen. Ihr Häuschen ist ja recht winzig. Immerhin ist Liska Holm dabei - das ist mir wichtig!

Rosa stellt uns vor, und es gelingt mir dann auch. ein paar Worte nur mit Liska zu wechseln.

Ich erkläre ihr, dass mir die Arbeit im Salon zu eintönig war und ich mich brennend für die Detektivkarriere interessiere, weshalb ein Praktikum in der Detektei doch genau das Richtige wäre. Dann könnte ich herausfinden, ob ich zu dem Beruf tauge - nicht wahr? 

Sie raunt mir ins Ohr, dass sie derzeit gar nicht recht weiter kämen im Fall Sjöberg und für Hilfe recht dankbar seien. Schließlich gelte es, sehr viele Leute zu befragen. 

Dann erklärt sie mir allerdings, dass ich leider kein Geld bekommen könnte. Aber ich darf mitmachen, wenn ich möchte.

Da mir in diesem Fall das Geld nicht so wichtig ist, zeige ich mich gleich einverstanden, und Liska scheint sogar richtig froh, eine Helferin gefunden zu haben.

Das wäre geritzt! Für morgen bin ich zu einer Besprechung bei der Detektei Nyström & Holm eingeladen. Geschafft! Ich komme meinem Ziel immer näher.


Tag 14


Am nächsten Morgen stehe ich so früh wie möglich bei der Detektei auf der Matte!

Und Liska Holm stellt mich ihrem Partner Jerik Nyström vor. Er scheint schon Bescheid zu wissen, dass Liska mich als Praktikantin zum Helfen angeheuert hat. Offensichtlich hat er nichts dagegen, denn er lädt mich zum Plaudern ein. Na ja klar, dass er mich ein bisschen nach meinen Motiven aushorchen möchte. Ich bleibe aber standhaft dabei, dass ich auf der Suche nach einem geeigneten Beruf bin. Reine Neugierde als Antrieb macht sich wohl nicht so gut ...

Anschließend machen sich die beiden an die Arbeit. Ich soll mich erst einmal ein bisschen auf eigene Faust umschauen. Das ist mir gerade recht!

Dabei finde ich schon einiges von Interesse, über das ich mir so meine Gedanken machen kann, wie zum Beispiel diese Inschrift, auf die Nyström gestoßen ist und die er sich offenbar zur Erinnerung an die Wand gehängt hat.

Was hat denn bloß ‘Pflanzendünger’ mit ‘Kirche’ zu tun? Sehr merkwürdig!

Aber es erinnert mich daran, dass ich ja unbedingt noch einmal in die Kirche wollte. Vielleicht gibt es da doch noch etwas zu entdecken?

Die beiden haben ja schon allerlei zusammengetragen. Durchaus auch sehr Seltsames:

Auf meine Frage erklärt Jerik mir, dass es zu ihren Methoden gehöre, sich mit auffälligen Fundstücken, die mit dem Fall zu tun haben könnten, zu umgeben. Das inpiriere mitunter über das Unterbewusstsein. Aha - interessant!

Die Kuhpflanze ist übrigens die, die in Sjöbergs Arbeitszimmer hinter dem Sessel stand! Also glauben auch Liska und Jerik, dass es da eine Verbindung zum Mord geben könnte ... Und da fällt mir wieder der Pflanzendünger ein ...

Ich sollte ja vielleicht noch einmal bei Gärtner Olsson vorbeischauen. Der könnte mir doch wohl etwas über Kuhpflanzen erzählen - hm?


Als ich aufs Klo will, nehme ich diese Tür - doch das war wohl falsch.

Statt eines WCs entdecke ich eine ominöse Kiste ...

... und drinnen liegt das hier:

- der Schlüsselstein des roten Pharao! 

In meinem Gehirn beginnt es zu rattern ... war da nicht was mit einer Tür in der Gruft? Wieso haben die hier einen Schlüssel? Dann waren Liska und Jerik doch auch schon dort!? - Oder wissen die nicht, wo sich das passende Schloss findet?

Ich sag denen mal, dass ich dringend etwas überprüfen müsse ... Sie scheinen auch gar nicht besonders interessiert daran, weshalb ich so eilig verschwinde ... kann mir nur recht sein! Ab zur Kirche, solange es noch hell ist.


Der Zugang zur Gruft ist auch noch offen - gut! Und der Schlüsselstein passt!

Hab ich’s mir doch gedacht Super! Mannomann - bin ich gespannt! 

Werkzeug ist sogar da! Ob ich jetzt bloß den Schutt wegschaufeln muss? Ich will mich voller Enthusiasmus ans Werk machen - aber halt, was ist das?

Sieht aus, als hätte es gebrannt! Ist das eine Falle? Ich ermahne mich zur Vorsicht - hat aber leider nichts genutzt:

Oje - ich komme mir leicht gegrillt vor.

Auweia! Und jetzt? Jetzt will ich wissen, was sich dahinter verbirgt.

Vor lauter Eifer vergesse ich glatt meinen desolaten Zustand.

Kann doch nicht sein, dass da gar nichts ist. Und in der Tat entdecke ich einen geheimen Durchgang!

Und ein Tauchbecken - gar nicht schlecht - ein bisschen Abkühlung kommt mir entgegen!

Als ich am anderen Ende wieder auftauche, bin ich allerdings total entmutigt:

So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich kann nicht mehr, ich bin völlig fertig, ich will nur noch nach Hause.

 

Dort erhole ich mich in einem schönen Schaumbad. Wenigstens werde ich sauber. Aber ich denke mir: 'Scheißjob - so als Detektiv in der Gruft ...'

Ich sollte vielleicht doch lieber Malerin oder Musikerin werden.

 

Aber morgen früh geh ich noch einmal zu Olsson. Das nehme ich mir ganz fest vor. Diese Kuhpflanze lässt mir keine Ruhe.