Boah! Endlich geschafft! Mit dem Studium bin ich fertig, und zur Belohnung haben mir meine Eltern dieses möblierte schwedische Häuschen für ein halbes Jahr gemietet, damit ich in Ruhe über meinen Berufswunsch nachdenken kann. Ich würde zu gerne malen und musizieren und das auch zu meinem Beruf machen. Meine Eltern sind allerdings skeptisch, ob ich so meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Man wird sehen. Jetzt muss ich mich erst einmal hier gründlich umschauen.

Toll - das Häuschen! Traumhafte Lage! Schade, dass es schon so spät im Jahr ist. Bald wird der Winter kommen. Aber egal - jetzt genieße ich noch die Herbstsonne und Schnee mag ich eigentlich auch.

Aber nun bin ich gespannt auf meine Bleibe! Hach - das ist ja gar nicht so klein, wie es von außen aussieht ... ein Esstisch mit fünf (!) Stühlen, da kann ich ja direkt Party machen. Und zwei Sofas ... und ein Kamin ... und Bücher ... und ‘n oller Plattenspieler - nicht schlecht!

Wie’s wohl oben aussieht? Naja - Kinderzimmer brauch ich nicht, aber da kann notfalls auch mal Besuch schlafen. Einen Schreibtisch zu haben, ist auch gar nicht schlecht. Und ansonsten stell ich hier meine Staffelei auf!              

Doppelbett ist auch super! Auch wenn ich ja gerade niemanden habe, mit dem ich es teilen könnte. Nun - wer weiß, was sich hier ergibt? Ich habe mir vorgenommen, für alles und jeden offen zu sein.

Und ich liebe diese Farben: weißer Lack, dunkles Holz, Blau und Weiß, klasse! Ich werde mich hier ganz bestimmt wohlfühlen, das spüre ich schon ...

So, aber jetzt muss ich los, das Städtchen erkunden und was zu essen einkaufen. Oh - was ist denn das? Pferde - Wildpferde mit einem Fohlen - direkt gegenüber auf dem leeren Grundstück! Das ist ja bezaubernd - und sie sind gar nicht besonders scheu! Ach, da werd ich doch ein paar Karotten kaufen ...

Wunderschön ist es hier. Der Blick auf die Brücke zur Innenstadt:

 

Und den Lebensmittelladen hab ich auch gleich gefunden. Ich brauch ja soviel, da werd ich für den Rückweg wohl ein Taxi nehmen. Am ersten Tag darf ich mir das ja wohl mal leisten. Ich muss halt morgen wieder hierher kommen, um mir alles genau anzusehen.

Aber hoppla, was seh ich denn da? Ein Aushang:              

Ist ja krass! Grad erst bin ich angekommen. Morgen wollte ich mich beim Rathaus melden ... und jetzt sowas ... puh!

Wieder zurück in meinem Häuschen versuche ich mich erst einmal zu beruhigen. Ich mach mir einen Herbstsalat. (So eine fremde Küche ist doch immer etwas gewöhnungsbedürftig. Da will ich nicht gleich groß kochen.) Und dann setz ich mich mit einem schönen Buch an den Kamin.

Morgen früh geh ich ja sowieso in die Stadt, da werd ich mich mal ein bisschen umhören, was die Leute so zu dem Mord meinen. Und hier in der Nachbarschaft muss ich mich ja ohnehin vorstellen. Vielleicht kann ich da mehr erfahren. Ich bin halt einfach neugierig und so ein Rätsel reizt mich.

 

 

2. Tag

Am nächsten Morgen schau ich gleich mal im Nachbarshaus vorbei. Wie sich herausstellt, wohnt hier Airin Dahlberg mit ihrem kleinen Töchterchen Misty. Zwar zeigt sie mir ihr Baby, aber sie macht dabei einen recht unzufriedenen Eindruck.

Bei einem Becher Tee kommen wir schnell ins Gespräch und wir finden heraus, dass Airin teilweise ähnliche Interessen hat wie ich, nämlich Musik und Malerei. Sie scheint sich über die Abwechslung zu freuen, die mein Besuch mit sich bringt. Weil sie hier oft alleine zu Hause bei dem Baby sitzt, hat sie offenbar ein enormes Mitteilungsbedürfnis. 

Und so erfahre ich von ihr, dass sie Kinder eigentlich gar nicht so mag, sondern eher gesellschaftliche Anerkennung und finanzielle Absicherung suchte. Von der Affäre mit Christer Sjöberg hatte sie sich einiges versprochen. Als sie ihm aber sagte, dass sie schwanger sei, beendete er das Verhältnis auf der Stelle und ließ sie mit dem Kind sitzen. Man merkt ihr deutlich an, wie verbittert sie noch immer ist.

Zwar kaufte er für sie und das Kind das Haus und überließ ihr wohl auch eine größere Geldsumme, aber sie sollte sich ja nicht erlauben, irgendetwas an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, schließlich hätte er einen Ruf zu verlieren. Er fürchtete, dass sie ihn erpressen wollte und dass seine Frau etwas erfahren könnte.

Fast kommen ihr die Tränen vor Wut, weil er sie so schäbig behandelte und sich auch überhaupt nicht für das kind interessierte. ‘So ein elender Feigling!’, sagt sie, ‘aber das Schlimmste war, dass er mir unterstellte, ich sei mit Absicht schwanger geworden, nur um ihn erpressen zu können.’

Als ich vorsichtig auf den Mordfall zu sprechen komme, huscht ein triumphierendes Lächeln über ihr Gesicht! ‘Du glaubst ja nicht, wie gut mir das tut.’, meint sie dann.

Etwas verwirrt verabschiede ich mich, um die Formalitäten bei der Stadt zu erledigen. Außerdem wird mir ein Spaziergang an der frischen Luft helfen, meine Gedanken zu ordnen. Es kann ja wohl nicht sein, dass die junge Mutter blutige Rache genommen hat - oder? Jedenfalls macht Reichtum auch nicht unbedingt glücklich!

In dem grünen Haus hab ich leider keinen angetroffen. Aber da sind ja meine Pferdchen! Heute hab ich Karotten dabei:

Ich glaube, wir werden uns noch richtig anfreunden, wenn sie jeden Tag hier zu finden sind.

Es ist richtig kalt geworden, und es hört überhaupt nicht mehr auf zu schneien. Doch ich muss sagen, es hat durchaus seinen Reiz!

Nun aber ab in die Stadt! Nach meinem Besuch im Rathaus, geh ich mal eine Runde Sport treiben. Im Rathaus hab ich nichts weiter erfahren können, aber in so einem Fitnesscenter sind bestimmt einige Leute. Mal gucken!

Übrigens ein tolles Gebäude.

Im Bad sind einige Frauen. Die kann ich ja mal ansprechen.

Zunächst lerne ich Liska Holm kennen, doch die ist eigentlich gar nicht von hier. Aber Volltreffer! Sie ist Ermittlerin im Falle Sjöberg - zusammen mit ihrem Partner Jerik Nyström wurde sie von der örtlichen Polizei aus Stockholm zur Unterstützung angefordert. Leider erweist sie sich als nicht sehr gesprächig. Nein - über den Fall könne sie nun wirklich nicht mit mir reden. Na dann eben nicht! Ich erfahre nichts, was nicht schon stadtbekannt ist. Jemand hat den BM in seinem eigenen Hause erschlagen. Und fast keiner betrauert seinen Tod. Er muss ein absolutes Ekel gewesen sein.

Dann quatscht mich einer an - Thorben Sjöberg - wie sich herausstellt.

Ich will auf jeden Fall wissen, was es mit dem Namen auf sich hat. Doch ehe ich dazu komme, ihn zu fragen, verschwindet er ganz schnell. Na sowas. Ich muss morgen wieder hierher kommen. Vielleicht trainiert er ja regelmäßig? Seufz!

Am Abend übe ich auf dem Keyboard, das ich mir gekauft habe.

 

 

3. Tag

Beim Frühstück überlege ich mein weiteres Vorgehen. Ach ja - ich wollte ja alle Nachbarn in der Straße besuchen. - Leider ist beim grünen Haus wieder keiner zu Hause. Schade! Da muss ich mal abends hingehen.

Aber hier habe ich Glück:

Begrüßt werde ich von einem älteren Herrn, der mich sogleich freundlich hereinbittet. ‘So ein hübsches Fräulein kann man doch nicht in der Kälte stehen lassen!’, meint er. Als ich dann allerdings das Haus betrete, bin ich doch etwas überrascht, um es mal so auszudrücken. Mir bietet sich ein chaotischer Anblick:

Zerrissene Zeitungen und Schmutzwäsche auf dem Fußboden, jede Menge schmutziges Geschirr, Weinflaschen und und Gläser auf dem Tisch. Ma Flodder sorgt gerade für Nachschub, während Tochter Kees auch schon am Vormittag pichelt. Da packt mich gleich ein Fluchtimpuls! Da ich aber neugierig bin, bleibe ich vorerst. Wer weiß, was die Schlodders wissen?

 

Also nehme ich Mas Einladung an. Bei einem weiteren Gläschen plaudert sie gerne über ihr Leben und ihre Familie.

Freimütig erzählt sie mir, wie sie zu diesem Haus gekommen sind: Im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms hat der Politiker und jetzige Enthüllungsjournalis Carlsen dafür gesorgt, dass sie hier wohnen dürfen. Sonst wären sie obdachlos. ‘Ach ja, der Carlsen,’ sagt sie, ‘der ist ja auch so ein Opfer von Sjöberg!’ Ich werde sofort hellhörig und erfahre, dass BM Sjöberg sich den lästigen Konkurrenten um das Bürgermeisteramt wohl durch eine Hetzkampagne vom Hals geschafft hat. Interessant! (Um so wichtiger, dass ich meinen Nachbarn Carlsen so schnell wie möglich aufsuche.) Ma fährt mit einer ganzen Litanei von Klagen fort: Sie habe zwar einen Job im Nektarium, was ihren Interessen sehr entgegenkomme, aber das Geld reiche kaum, um die ganze Familie durchzubringen. Die ‘Kinder’, die wohl übrigens alle von verschiedenen Vätern stammen, seien ja nicht in der Lage, ihren Unterhalt zu verdienen. Johnny habe zwar meist was am Laufen, aber so richtig Geld komme da nicht bei rum. Tja und Kees sei ja sehr beliebt bei den Kerlen, aber das reiche meist auch nur für ein Taschengeld. Und da sind ja noch Klaus, der wohl als Kleinkind einen Schaden davon getragen hat, als sein Bruder ihn in die Waschmaschine steckte, und Tina, die sehr eigenbrödlerisch sei und der Holgie - aber der ist ja noch viel zu jung. Der Opa kriegt nur ganz wenig Rente und außerdem gehört er nicht mal richtig zur Familie. Der ist halt da, weil ihn irgenwann mal jemand dagelassen hat.

Ich bin richtig erschüttert über derlei Enthüllungen. Was für eine Familie!

Kees hat dann auch noch was zu sagen: ‘Wenn ihr mich fragt, hat diese Airin Dahlberg von gegenüber den BM auf dem Gewissen! Nicht dass es schade um ihn wäre, aber die hat eine Stinkwut, weil der Sjöberg sie mit ihrem Blag hat sitzen lassen.’

 

Mir reicht es erst einmal, ich brauche frische Luft und geh in den Stadtpark. Dort soll es ein Fest geben.

 

Am Glühweinstand treffe ich auf Airin Dahlberg. Johnny Schlodder und Thorben Sjöberg sind auch da! Thorben begrüßt mich freudig. Mein Bauch beginnt zu kribbeln ...

 

Ich frage mich, was das werden soll. Und dann:

Oje! Kann man diesem Herzensbrecher über den Weg trauen? Er gibt mir keine Chance, es herauszufinden, denn er verschwindet gleich wieder! Ob das seine Taktik ist? Ich fürchte fast ja, denn nun muss ich dauernd an ihn denken ...

Abends versuch ich mich mit Malen abzulenken.